Ovid (43 v. Chr. - 17 n. Chr.), eigentlich Publius Ovidius Naso, römischer Epiker
Zugegeben, ich wusste, dass mich mit diesem Vorhaben diverse Sorgen aufgebürdet werden würden. Hauptsächlich finanzieller Natur - aber mal im Ernst, das Geld hätte ich im Laufe meines Lebens sowieso ausgegeben. Oder so.
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Meine erster Kaffee im Wohnzimmer! |
Aber es kommen noch viele andere Sorgen hinzu. Allen voran die Sorge meiner Mutter, was wir unseren Jungs zu essen geben,
davon habe ich ja schon berichtet. Die übrigens in DIESEM Moment ins Zimmer kommt, um mir von ihren Sorgen zu berichten: sie habe keinen Rucksack für morgen vorbereitet. Für das gibt es von mir nur ein schnippisches: "Deine Sorgen möchte ich haben!". Wieso? Weil mir gerade die Decke absäuft. Aber alles nach der Reihe.
Montag, 6:30, Entscheidung, wir reissen nicht ab. Zu groß ist die Gefahr für Schlechtwetter. Natürlich habe ich auch keine Lust, im Regen ein Haus zu bauen, bin also dafür. Man einigt sich auf Mittwoch, wenn überhaupt. Seit geraumer Zeit frage ich mich, wo man denn Wetterfrösche kaufen kann (falls Sie einen kennen, bitte um Kontaktdaten, ich kann sie dann gerne mit dem Pfauenbauern in Kontakt bringen - ja, auf der Baustelle lernt man täglich neue Leute kennen). Denn all die Internet-Meteorologen sind sich uneins: da regnet es mal Montag, dann Dienstag, dann doch Mittwoch. Keiner scheint es genau zu wissen und alle finden es wohl ausreichend, mal grob zu raten. Liebe Meteorologen: hier leben Menschen, die auf euch zählen, strengt euch mal ein wenig an! Ich war dennoch enttäuscht, zu gern wäre ich zuhause geblieben und hätte Haus gebaut. Im Büro hat mich dann nur die volle Wucht der unerledigten E-Mails eingeholt. Das sind auch mal Sorgen. Das Wetter war übrigens fast frühlingshaft! Warm und sonnig, keine Chance auf Regen....
Am Dienstag werfe ich mich also wie an jedem Wochentag in Schale und fahre unbekümmert ins Büro. Na gut, meine einzige Sorge war, was es wohl zu essen gibt. Ganz vergessen, dass ich Essen vom Vortag mit hatte. Praktisch. Nichtsahnend, tripple ich also auf meinen Heels beim Drehkreuz rein, noch schnell das Handy gezückt und mein Foto des Tages bearbeiten wollen. Und dann waren sie da: unzählige Anrufe und die Besorgnis erregende Nachricht: "Bitte um dringenden Rückruf!" - der Holzbauer! Was will der in aller Frühe? Ist mein Haus abgebrannt? Mal ganz nüchtern betrachtet, bekomme ich dann ein Neues? Ist die Halle überflutet? Funkenflug? Spontanentzündung der Sägespäne? Was könnte noch alles passiert sein? Natürlich erreicht man niemanden, der einem so eine Nachricht schreibt. Als wäre so eine Nachricht noch nicht schlimm genug. Bange Sekunden später endlich die Erlösung: man habe vor, heute zu kommen, im Sinne von Jetzt. Im Sinne von: was mache ich eigentlich noch im Büro? Ich war also gestern sieben Minuten lang eingestempelt, bevor ich mit rauchenden Reifen Richtung Baustelle abgedüst bin.
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In Schale geworfen, aber zweifelnd, was der Tag wohl bringt |
Leider war nicht alles fertig bis ich eine halbe Stunde später endlich zuhause eintraf. Aber es dauerte wahrlich nicht lange, und die Dacheindeckung war abgenommen. Und nur gefühlte Sekunden später war auch der Dachstuhl schon Geschichte. Es liegt also zur Zeit ein ganzes Dach im Garten. Auch eine Sorge mehr, denn irgendwer muss das dann auch mal zerlegen, vor allem, weil ich das Holz für den Esstisch verwenden will. Und die Carports. Vermutlich kann ich mehrere Tische bauen, falls Sie also einen brauchen...
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Kommst nach Hause, steht da dein Haus, nur nicht am richtigen Platz |
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Vogelhaus deluxe von unten |
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Der Kamin, eine Schönheit |
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Hauptsache viele Leitern |
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Hausgerippe |
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Gibt ja noch mehr Dach Gott sei Dank |
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Wird noch nackiger |
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Und ganz nackt! |
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Zeit, den ersten Teil abzuheben, schnell noch das Kamerakabel wegpacken (die Kamera hat nicht funktioniert, wusste ich, dass ExFAT und FAT sich nicht vertragen?! Googlen Sie das mal!) |
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Und einer hing am Dachtuhl (so hieß doch der Film?!) |
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Der beste Moment - ein GANZES Stück Dachstuhl! |
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Spektakulär - leider kein Video davon, danke Kamera für nichts! |
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Seltenes Bild der arbeitenden Schwester am Bau |
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Braucht jetzt wer einen Tisch?! |
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Das Wohnzimmer, dort wo es gerade tropft! |
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Die Decke, die wohl nicht ganz dicht ist |
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Paparazzifoto der Nachbarn |
Aber ich schweife ab. Die letzten Ziegel mussten dann auch noch weichen - wieviele Ziegel denn noch eigentlich? Und dann ging es auch schon los. Das ständige Auf- und Absteigen in den ersten Stock über Leitern. Sehr mühsam. Ich habe ständig Sorge, zu sterben. Oder das andere sterben. Weiß gar nicht, was schlimmer wäre. Hält ja keiner aus! Kurze Zeit später war dann auch schon die Holzdecke eingezogen. Wahnsinn, wie schnell das ganze auf einmal ging. Ich hatte nicht mal Zeit, schnell noch zu weinen. Wie denn auch, denn a) muss ich mich um das Anrichten des Essens kümmern (um 10 und um 2) und b) da kam dann auch noch die Sorge um den Transport des LKW Anhängers die Einfahrt rauf hinzu. Das hat sich wahrlich als Herausforderung für den Traktorfahrer entpuppt. Denn der LKW kommt mit Hänger die Einfahrt im Leben nicht rauf. Ob ich mir überlegt hab, die Einfahrt zu verändern? Ja, mehrmals die Tage. Aber wer hat denn dafür noch Budget? Und überhaupt: LKW und Traktor nehmen sich schon den notwendigen Weg. Unsere Einfahrt ist mittlerweile sowieso ein paar cm breiter. Ich schreib's auf die Liste fürs Christkind.
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Ich bin mir sicher, es gäbe kleiner Traktoren. Die Jungs finden ihn super den grünen Steyr, Männer halt |
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Wahre Helden sind die, die im Einhornpulli den Traktor einweisen, also ich! |
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Passt! |
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Heute - anderes Outfit, selbes Problem |
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Herrgott, arbeitet auf dieser Baustelle nur eine?! |
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Heut direkt den 2. Anhänger beim Holzbauer mit dem Traktor geholt. Ist das überhaupt legal?! |
Irgendwie haben wir auch das geschafft und die Trümmer waren in Reichweite vom Kran. Ein Hin- und Herheben, ein Ablegen, ein Abdecken. Mein Gott. Und noch schnell den gesamten Boden oben abdecken, es könnte ja regnen. Insgeheim wusste ich wohl, dass vier von fünf Online-Meteorologen (was machen die eigentlich hauptberuflich? Haben die ein Wahrsager-Nebengewerbe?! Man weiß es nicht) am Mittwoch Regen sehen würden. Aber ich war positiv, wie ich immer positiv bin.
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Wand 1 Check! |
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Da steht das EG des Stiegenhauses. Leitern, Leitern wohin man blickt! |
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Pah und da arbeitet schon wieder eine! |
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Good night and good luck! |
Und anfangs sah es auch gut aus. Aber man findet bestimmt einen Meteorologen, der Regen sieht (Pessimist!). Leider sollte der eine heute Recht behalten. Mit leichtem Niesel hat es angefangen, alles kein gröberes Problem, die Außenwände standen dennoch in kürzester Zeit. Das grenzt für mich schon an ein Wunder. Immerhin habe ich beim Nivellieren geholfen. Ich kann nicht mal den Zollstock gerade halten! Ich wollte es nur gesagt haben! Ich würde mich weitaus sicherer fühlen, wenn wir nochmal alle Wände mit der Wasserwaage nachgemessen hätten. Aber der Schlegel tut's auch, habe ich auch gelernt. Ich mach mir schon ein wenig Sorgen, ob da das Dach jemals richtig liegen wird, aber ich bin ja nicht der Experte offensichtlich. Nach dem Essen dann die Sorge, dass es doch mehr werden würde. Wieder der pessimistische Meteorologe, der für 13:00, dann 14:00, dann 15:00 und den Rest können Sie sich denken, Regen prognostiziert hat. Sorgenvolle Gesichter am Bau. Frage, wer denn entscheidet, ob wir für heute abbrechen. Aber nicht mit dieser Truppe! Die strotzt nur so vor Optimismus und Arbeitseifer! Also aufgestellt, was noch möglich war und brav alles abgedeckt - man kannte den Pessimisten ja schon. Es sah eigentlich alles ganz gut aus. Ich war dann noch beim Pferd, quasi regenfrei. Dann endlich in die Wanne, bitte, was ist da denn alles wieder in meinen Haaren, sauber, jawohl. Rüber in mein Zimmerchen und da dann das, was man so gar nicht am Bau hören will. Tropfen. Tropfen im Wohnzimmer. Da regnet es rein! Schnell die Jalousien rauf, scheint wirklich zu regnen! Also mit Pyjama und Handtuch am Kopf die Leiter in der Finsternis erklommen (mit Crocs - Safety first oder so) und von einer Pfütze in die nächste gestiegen. Die eine Plane ist wohl ein wenig undicht, es steht schon Wasser in meinem zukünftigen Schlafzimmer. Von dort tropft es. Im Schweiße meines angesichts und weiter von Pfütze zu Pfütze tapsend, eine weitere Plane geholt und die alleine (!) ausgerollt. Dann ab ins Wohnzimmer, noch mal die tropfende Decke betrachtet, es tropft genau auf den Kamin. Handtuch vom Kopf, auf den Kamin drauf - besser wird es nicht. Aber immerhin höre ich das Tropfen so nicht.
Der Pessimisten-Meteorologe, den ich allein schon deswegen hasse, weil er Recht behalten hatte, sagt um 23 Uhr hört es auf. Da werde ich dann nochmal mein Leben für die Holzdecke riskieren und nachschauen gehen. Ich könnte vor Sorge sowieso nicht schlafen, wer braucht schon Schlaf?!
Apropos schauen. Da mache ich mir auch große Sorgen drum. Nicht um das Schauen per se, aber über die Nachbarn und Vorbeifahrenden, die ob des großartigen Bauwerkes und der definitiv beeindruckendsten Baustelle der Welt (ich denke, es werden ebensoviele Besucher hier her pilgern wie zur Sagrada Familia, ich hoffe nur, wir sind schneller fertig als die) vorbeifahren und mir fast in den Zaun fahren. Und wir wissen alle: neuer Zaun steht nicht am Plan - in dem Sinne: fahren Sie vorsichtig vorbei, bleiben Sie ruhig stehen - um 10 und 2 gibt es Essen, Kaffee ist immer da.
Aber nicht nur ich mache mir Sorgen, auch einer meiner Jungs. Der fragte mich gestern sorgenvoll, ob ich mich eh gut mit den Nachbarn über der Straße vertrage. Ich verstand gar nicht, wieso er das fragte. "Weil die machen ständig Fotos!" Na zumindest da muss ich mir keine Sorgen machen, die landen nämlich dankenswerterweise alle am Ende bei mir. Trotzdem fühle ich mich ein wenig wie ein Promi, auch wenn sie eigentlich nur das Haus fotografieren. Das Haus, das mir bitte jetzt NICHT absäuft. Ich werfe mal einen Blick Richtung Decke - alles trocken. Ich hoffe, das Tropfen hört auch auf - ob wir es wohl morgen schaffen, das Haus mal so grob abzudichten? Dann hätte ich eine Sorge weniger!
Was das Wetter macht die nächsten Tage? Der Pessimist sieht Regen am Freitag - ich hoffe, er irrt sich!
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Das ExFAT Problem gelöst, wurde von mir höchstprofessionell das Kameraequipment aufgebaut. Die Tupperdose taumelt gerade immer noch im Regen... |
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Die erste Wand steht. Das da keiner gestorben ist, ein Wunder. Auch ein Sorgenkind: das Loch! |
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Geht doch ganz gut! |
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Man muss schon etwas weiter weg gehen, da liegt nämlich ein Dachstuhl im Garten! |
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Der Nivellierer. Den hasse ich. |
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Da kommt sie, die erste Innenwand |
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Mal von der Nordseite... |
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Das fast fertige Stiegenhaus |
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Links, mein Bad. Rechts, mein Schlafzimmer. Dort wo es aktuell in das untere Geschoss tropft. Auch wenn Sie gerade mit einem Happy End rechnen - es regnet immer noch. |
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