Aristoteles
Vor einiger Zeit war ich doch ganz fleißig am Fliesen aussuchen. Und ich wurde damals ja auch fündig. Wenigstens das konnte ich schon mal von meiner To Do Liste streichen. Letzte Woche dann der Anruf, ich möge die Fliesen doch bitte holen kommen. Kein Thema, ich brauche sie zwar noch lange nicht, aber was man hat, das hat man, richtig? In Gedanken spielte ich dann damit, sie halt schnell mal mit dem Auto in der 50km entfernten Landeshauptstadt zu holen. Nichts leichter als das. Und genau da lag dann auch schon das Problem. Die paar Fliesen, die ich großzügig mal für 170m2 gekauft habe (wenn ich JETZT genau darüber nachdenke, noch mehr vermutlich), werden vielleicht nicht in meinen SUV gehen, aber in den Sharan oder so. Oder man mietet halt mal schnell ein Auto. Aber zur Sicherheit noch schnell mal nachgerechnet und dann die überraschende Erkenntnis: ich hatte tatsächlich 2,5t Fliesen bestellt. ZWEI KOMMA FÜNF TONNEN. Die holt man nicht eben mal mit dem Auto. Mit keinem Auto. Eher so mit LKW. Und die kleinen sind sogar damit überfordert. Wie konnte ich mich nur so verschätzen? Das Thema ist jetzt ja nicht unbedingt die Abholung der Fliesen - aber wer zum Teufel trägt die denn dann alle in den ersten Stock???
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Kein Gemälde, der Ausblick vom kleinsten Schlafzimmer. Top! |
Die Fliesen wollten wir dann mit dem Pferdeanhänger holen - danke nochmal an mein Pony für seine Großzügigkeit, heuer genau zweimal in dem Hänger gestanden zu sein, während Möbel und Co (und jetzt im Moment sogar das Holz, dass ich vor dem Wegwerfen von der Baustelle gerettet habe - Möbelbau in the making) dort Dauergäste sind. Erinnern Sie mich bitte daran, dass ich einen Reifen tauschen muss, der ÖAMTC fand den beim Pickerl machen nicht mehr so prickelnd. Falls ich in wenigen Wochen über den geplatzten Reifen beim Siedeln berichte, sagen Sie bitte nicht, Sie hätten es nicht gesagt.
Mit einem Pferdeanhänger wäre das natürlich wieder nicht gegangen, daher gleich mit zwei - für was hat man denn Reiterfreundinnen? Nicht nur zum über Pferde tratschen, nein, sondern auch mal für Konvoifahrten mit Hänger beladen mit 2,5t Fliesen. Ich kann es immer noch nicht glauben.
Die Fliesen kommen jetzt aber mit dem Leihtransporter - zweimal hin und her muss es zwar auch da sein, aber dafür ist der mit Stapler beladbar - wie ich die Trümmer hier dann ablade oder wohin (jemand eine Ahnung, von wie vielen Paletten wir hier eigentlich reden?!), weiß ich dann erst Samstag Früh, wenn die erste Ladung ihren Platz sucht.
Das ist so eine Sache am Bau. Hier ein paar Mauern schon schreit die Überlastwarnung vom LKW Kran, da ein paar Rigips-Paletten, die dann jeweils gleich mal eine halbe Tonne wiegen. Wie ich hier sitze, lagern über mir gerade 4t Rigips! Die gingen aber mit dem Kran rauf, bevor der Dachstuhl rauf gehoben wurde, man muss ich um mich somit keine Sorgen machen. Aber Dämmung hab ich raufgetragen die Tage. Unendlich viele Rollen. Und es sind 31 Stufen. Ah ja, davon wissen Sie ja noch nichts, die Stiege ist fertig - Ende der Leiterkletterei möchte man meinen, aber da irren Sie sich gewaltig, denn wer glauben Sie hat das ganze Wochenende die Decke gedämmt? Und ich betone es gerne nochmals: das ist Albtraum. Für jedes Stück Dämmung Leiter rauf und runter. Aber zumindest der Transport von Material rauf und Müll runter geht jetzt leichter. Keine dachte, dass dieses Monstrum von Treppe alleine halten würde, ich hatte auch Angst. Ich denke, ich sollte nie 30 Leute gleichzeitig drauf laufen lassen, aber das wird sowieso nicht passieren, die Zeit des Open House wird in Kürze vorbei sein. Denn zur Zeit komme ich kaum zum Arbeiten oben, da alle das Haus anschauen wollen.
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Eine Treppe entsteht |
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Sieht schon gut aus |
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Hauptsache, viele Menschen und Leitern |
Und wer kann es ihnen übel nehmen? Ich wäre als Nachbar auch neugierig. Und es sieht auch jeden Tag besser aus. Viel Zeit bleibt nicht mehr vor dem Schnee, weswegen auch der Maler mit der Fassade unbedingt so schnell wie möglich anfangen wollte.
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Es gibt einen Kamin! |
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Und ein sehr bescheidenes Richtfest mit Plastik-Christbaum |
Am Donnerstag wollte er "das Gerüst bringen". Was er vergessen hatte, zu sagen, dass er nicht nur das Gerüst sondern auch zwei Fuhren Fassadenplatten und ganz viel anderes Zeugs bringen würde. Und sowieso auch gleich zu kleben anfangen würde. DAS alleine hätte mich vielleicht noch nicht ganz aus der Ruhe gebracht (okay, es lagern nun 500m2 Fassadenplatten rund ums Haus) aber am selben Tag sollte auch der LKW mit den Dachziegeln antanzen. Und wie wir wissen, bei unserer Zufahrt nicht das leichteste Unterfangen. Nur dem todesmutigen Eingreifen eines Nachbarns ist es zu verdanken, dass da nicht mehr passiert ist, denn er hat andere Fahrer mal dezent zur Sau gemacht, nachdem die sich getraut haben, zu hupen, während meine tollen LKW-Fahrer versucht haben, Hänger und LKW irgendwie sicher und heile hier rauf zu bringen. Das hat meinem Nachbarn eine Kiste Bier und eine Jause eingebracht - und natürlich eine Hausführung.
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Platten und Ziegel en masse |
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Die erste gedämmt Ecke war dann auch gleich fertig |
Was man hier natürlich nicht sieht, ist, dass es sich bei den Paletten um insgesamt mehr als 13t Material handelt. DREIZEHN TONNEN. Fragen Sie sich auch manchmal, ob das das Haus unten überhaupt aushält? Wie lange kann man einen Ziegel belasten, bevor er bricht? Wenn wir mal kurz bei der südafrikanischen Olympiaanwärterin im Ziegelweitwurf anfragen, würde sie sagen, nicht viel. Ein Wurf von ihr aus dem Obergeschoss hat noch jeden so trotzigen Ziegel zerstört. Die lass ich lieber mal nicht auf die Wände hauen.
Apropos hauen. Oder besser sägen und schrauben. Unzählige Latten haben schon ihren Weg an die Decke gefunden. Als Vorbereitung für die unzähligen Meter Dämmmaterial, die da noch ran müssen.
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Die Lattung wartet nur noch auf die Dämmung und mich |
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So schön kann es aussehen! |

Da wären wir also beim aktuellen Wochenende. Ich kann Ihnen sagen, ich war eigentlich vor einer Stunde so müde, ich hätte sofort ins Bett gehen können. Seit Tagen trage ich nur noch diesen Ganzkörperschutzanzug, der versuchen soll, mich bei dieser elendigen Arbeit am Leben zu halten. Jeder Quadratzentimeter Haut hat nun zu den blauen Flecken und Schrammen auch noch Glasfaser abbekommen. Und ich habe gedämmt wie ein Weltmeister, meine Mutter geschnitten wie eine südafrikanische Olympiaanwärterin im Ziegelweitwurf und meine Beinchen haben mich unzählige Male die Leiter auf- und abkraxeln lassen. Gott sei Dank standen fast in jedem Raum Rigips-Paletten, die waren praktisch, um mit der Leiter jedes noch so hohe Eck dieser Wohnung zu erreichen. Ich frage mich, wer sich eigentlich diese Raumhöhen ausgedacht hat? Gefühlt war ich auf zehn Metern Höhe unterwegs und ich hab mich ernsthaft gefragt, ob die Relativitätstheorie nun besagt, dass man in der Höhe schneller oder langsamer altert?! Egal was Einstein sagt, ich war und bin fertig. Nicht mit dem Dämmen, aber mit den Kräften. Und wenn ich nochmal jemandem erklären muss, wie er ein Dreieck aus einem Viereck schneiden muss, flipp ich aus (diejenige, die sich betroffen fühlt, weiß hoffentlich, dass sie gemeint ist). Ich plädiere für verstärkten Geometrieunterricht - das würde allen Dämmleidensgenossen entscheidend weiterhelfen.
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Hauptsache, so wenig wie möglich kommt an die Haut |
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Da war ich noch motiviert, Freitag abend |
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Ganz hoch oben |
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Da schneidet sie, was die Stanleymesser hergeben |
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"Delene, ich brauche ein Dreieck" |
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Zumindest einen Teil mit einer Bahn haben wir geschafft, fehlt noch der Rest plus die 2. Bahn |
Gestern dann das wettertechnische Highlight der Woche, strahlend blauer Himmel, denn die Nachbarn dann auch gleich wieder aus meinem Wohnzimmer heraus betrachtet haben. Wie soll man denn so arbeiten, wenn ständig Leute da sind?!
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So sieht es von den Nachbarn ganz unten aus |
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Von der Feldseite aus |
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Von der Straßenseite hinten |
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Und nochmal von vorne im Sonnenschein |
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Da drinnen eh kein Platz ist, kurzerhand in der Einfahrt aufgetischt |
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Da musste ich mich dann schon sehr motivieren |
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Erinnert mich irgendwie an Vaiana |
Nachdem somit eh nicht so viel weiter gegangen ist, wie geplant, hab ich mir auch gleich die Zeit genommen, um das Haus mal von allen Seiten zu fotografieren. Wahnsinn, wie toll es jetzt bereits aussieht. Und immer wenn man denkt, man hätte das schlimmste hinter sich, kommt es anders: nachdem die Fassade nun Prio 1 hat die nächste Woche, muss ganz schnell das Abflussrohr vom Master Bathroom in die bestehende Fassade gestemmt werden. Ein Teil war schon gemacht, aber der Rest musste heute dran glauben. Wieder Ziegelstaub. Kann es gar nicht glauben, dass dieses Ziegelthema noch immer nicht vorbei ist. Auf der anderen Seite bin ich froh, dass das Haus überhaupt noch steht, mit dieser riesigen klaffenden Wunde. Armes Haus. Morgen wird das zugeschäumt.
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Das Abflussrohr ist frei! |
Aber eines hat dann mal so gar nicht funktioniert: das Schremmen der Balkone, die auch schon stören - die Fassade kann nicht warten! Gott sei Dank haben wir zwei Balkone, das bedeutet auch den doppelten Spass, oder? Ich dachte ja, die würden mir einen Gefallen tun, und bei dreimal Husten von alleine fallen, aber nein. Morgen werden die Betonknacker gerufen. Hallo, was sind Sie denn von Beruf? Betonknacker! Sollte ich im nächsten Leben auch mal in Betracht ziehen, was meinen Sie?
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Balkon - Beweisstück 1 |
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Balkon, Beweisstück 2 |
Die Woche 7 war demnach sehr kräfteraubend und es war wohl die letzte Woche mit angenehmen Temperaturen. Wenn wir uns vor zwei Wochen gewünscht haben, dass es bloss nicht regnet, können wir heute die Fenster kaum erwarten, damit es oben endlich nicht mehr so zieht. So schnell ändern sich die Probleme am Bau. Morgen startet der Dachdecker und Ende der nächsten Woche gibt es ein Dach, die geklebte Fassade und Fenster. Und wenn wir ganz viel Glück haben, habe ich die Dämmung fertig. Für immer. Für alle Zeit. Nie mehr dämmen. Tja, wenn da nicht noch die Innenwände wären. Aber wer braucht schon Schallschutz?!
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