Ich mein, es war eigentlich schon klar, nachdem weniger als zwei Wochen nach Einreichung die Schreiben an die Nachbarn rausgingen. Man möge sich melden, wenn man etwas einzuwenden hat. Zwei Wochen Zeit. Zwei Wochen, in denen man die Nachbarn lieber einmal mehr als weniger grüßt und bloß nicht zu viel Lärm macht. Immerhin möchte man sich von seiner besten Seite zeigen. Die Nachbarn aber lassen sich so gar nicht in die Karten schauen und so überlegt man sogar, zu ihnen zu gehen und nochmal zu fragen. Oder ihnen die Pläne zu zeigen. Oder aber doch nichts zu machen, weil man mit den Nachbarn eigentlich sowieso nicht redet. Das liegt bei Gott nicht an den Nachbarn. Das liegt an mir. In der letzten Wohnung habe ich es um alles Geld der Welt vermieden, Nachbarn überhaupt zu treffen. Hatte ich vor, vor die Türe zu gehen, habe ich die erstmal aufgemacht und gelauscht, ob andere draußen sind. Gegebenenfalls hab ich dann die Tür auch schon mal wieder verschlossen und im finsteren Vorzimmer auf das Verschwinden derselbigen gewartet. Müll runter bringen, gar die Wäsche im Keller aufhängen, ein Graus.
Anfangs hat man mich noch versucht, mit mir Kontakt aufzunehmen. An meiner Tür zu läuten. Was sind das für Leute und was wollen die?! Erstmal mir sagen, bloß keinen Lärm zu machen, man habe eine kleine Tochter, die braucht ihren Schlaf. Gut. Bohren und Küchenkasterl aufhängen geht natürlich auch leise. Dann mit Torten von der Party, die soeben oben stattfindet. Nicht, dass ich von Fremden was essen würde! Später, um Halloween-Süßigkeiten abzustauben. Als würde ich Süßigkeiten teilen. Durch den Spion stierend habe ich dann vehement ein Öffnen der Tür verweigert. Schließlich sind irgendwann dann auch neue Nachbarn eingezogen, die viel lauter waren als ich all die vielen Jahre davor. Dann wurde wieder an meiner Tür geklingelt, um zu fragen, ob man sich nicht gegen die neuen, bösen Nachbarn verbinden möge. Immerhin seien die so laut. Ab dann war ich eine von den Guten, bin dann aber bald ausgezogen. Meinen Nachbarn habe ich übrigens nicht Bescheid gegeben, manchmal frage ich mich, ob sie mich vermissen.
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Die Farben des Farmhaus-Regenbogens |
Die zwei Wochen vergehen dann bekanntlich besonders langsam. Ist immer so, wenn man auf etwas wartet. Die Zeit kann man sich sehr gut mit weiteren Angeboten von den Gewerken und dem gedanklichen Einrichten der eigenen vier Wände vertreiben. Fazit: ich weiß nun genau, welche Spathiphyllum und welcher Dracaena wo stehen werden und welche Möbel ich selber baue.
Nach Ende der zwei Wochen konnten meiner Logik nach maximal zwei weitere Wochen bis zum Bescheid vergehen. Gut, Ferienzeit, man möge großzügig sein. Es hat auch nicht viel länger gedauert, allein die Post hat wohl eine Woche zur Zustellung gebraucht. In der Zwischenzeit sind die Dracaena noch dreimal umgezogen und die Wandfarbe im kleinen Kinderzimmer steht wieder in Frage, einzig die Entscheidung für die DIY Möbel hielt sich wacker. Böden sind auch ausgesucht, Techniken zur Fliesen, zur Verarbeitung von Kreidefarbe und diverse Werkzeuge wie eine Zug-Kapp-Gehrungssäge (das wichtige ist der Zug in diesem Zusammenhang) und liegen im Keller bereit.
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Oh und einen Tacker und eine mobile (!) Werkbank habe ich auch gekauft |
Und wieso nicht die Zeit nutzen und schon mal mit dem Abriss beginnen? Zwei Monate vor dem prognostizierten Baustart wurde dann mit brachialer Gewalt zig Vögeln, Spinnen, Asseln und vor allem Wespen das Zuhause geraubt und die Untersicht abgerissen. Zwischendurch sah das Haus aus wie nach einem Sturmschaden, wie ein besorgter Facebook-Freund vermutet hatte. Seitdem schau ich auf die noch gut erhaltenen Welleternitplatten und verplane bereits die Dachbalken in Tischen und Konsolen. Man sollte vielleicht mal einen Platz für die trockene Lagerung derselben vorbereiten, denn ich habe so die Vermutung, dass so schnell keine Möbel gebaut werden...
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