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Es gibt nicht einen Plan beim Hausbau, es sind eins, zwei, viele... |
Denn was ich will, weiß ich schon lang! Nicht umsonst habe ich unzählige Einrichtungssendungen, zig "Wir retten dein Haus" Formate gesehen, DIY bauen, DIY Haus renovieren und selbst über den so genannten Pfusch am Bau - ich hab sie alle gesehen. Seit Jahren interessiere ich mich für das Thema, nicht umsonst habe ich mal Immobilienwirtschaft zum Spass nebenbei studiert - was aus dem Studium wurde, steht auf einem anderen Blatt Papier. Die Arbeit für einen Sachverständigen in der Immobilienbewertung hat ihr übriges getan, ich bin quasi Profi! Also am Papier...
Apropos Papier. Damit fängt es in der Regel auch an. Mit einem Zettel, möglichst kariert, dann zählt es sich leichter. Man hat zwar keinen Plan mehr wie das mit dem Maßstab umrechnen funktioniert, aber ein Kasterl ein Meter wird schon irgendwie passen. Oder halt zwei, je nachdem was man so vor hat. Wenn man denn überhaupt was vor hat. Denn es handelt sich in der Realität meist nicht nur um ein Stück Papier, sondern auch um ein leeres Grundstück. Eine natürliche Leinwand sozusagen. Picassos, eure Kreativität ist gefragt.
Seltsamerweise haben meine ersten Pläne auch gewisse Ähnlichkeit zu Picassos. Was will man auch erwarten von einem nicht ganz geraden Strich weil man das Geodreieck aus Schulzeiten halt doch nicht findet. Aber egal, für den ersten Eindruck, wie das Haus dann auf dem Grundstück aussieht, wird's doch wohl reichen.
Nein, tut es nicht. Aus dem Gekritzel wird keiner schlau, man kann sich Möbel zwar einzeichnen, realisiert aber relativ bald: das Bett ist dann doch fast 2 oder gar 4 Kasterl breit und das großzügig eingezeichnete Elternschlafzimmer ist plötzlich durch das auf einmal so riesige Bett ausgefüllt. Wie war das nochmal mit Maßstab umrechnen?
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Was macht denn das Wurzelzeichen auf meinem Grundstück?! |
Hat man das aber erstmal im Griff, ist das ganze ein Kinderspiel. Also fast. Bei mir war es am Anfang die Idee des eigenen Hauses auf dem Nachbargrundstück zum Elternhaus, das sich dankenswerterweise auch in Familienbesitz befindet. Wieso ich überhaupt zuhause baue, lesen Sie hier. Die Idee war es, ein Haus in den Hang zu bauen, unten ein bewohnbarer Keller und oben die Wohnräume. Selbst die Garagen hatte ich schon geplant. In meinen Träumen perfekt. Die Raumaufteilung abgemalt von der Genossenschaftswohnungseinheitsplanung - was kann da schiefgehen?
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Eh ein guter Plan...den kann man doch mal kopieren! |
Dann die Erkenntnis, dass dann immer noch das alte Haus nicht profitiert. Kann man ja jetzt auch nicht so stehen lassen. Die nächste Idee dann: an das alte Haus ranbauen. Steht praktischerweise auch in einem Hang, den ich sowieso nicht mein ganzes Leben lang mähen möchte. An das bestehende L ein neues L drangemalt. Aber dieses Mal nicht mehr so hemdsärmelig, nein. Ich lese ja nicht umsonst Blogs vorwiegend aus den USA zum Thema Hausbau und Co, die sind ja so fortschrittlich und so kam es dann, dass ich mir einen Homestyler Account angelegt hab. Praktisch, so eine Software. Zumindest die Striche sind immer gerade. Und: man kann schon mal drin rumlaufen. Ja, so richtig in 3D. Und weil ich dann ja natürlich nicht einfach nur mal einen groben Entwurf malen kann, gleich mal fix eingereichtet, selbst die Blumen stehen schon am Tisch.
Aus mir unerfindlichen Gründen finden Baubehörden nicht ganz so viel Gefallen an derartigen Plänen (bitte, sie hätten schon durch die Räume laufen können wie cool ist das denn!), sie bevorzugen ellenlange Papierausdrucke. A) hab ich nicht rausgefunden, wie man aus Homestyler einen schicken A0 Ausdruck macht und B) gibt es wohl so was wie Regeln, wer so etwas ausstellen darf.
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Sieht doch schon ganz hübsch aus, man beachte die Blumen! |
Bleibt einem nichts anderes übrig, sich einen Planer oder Architekten zu suchen. Nachdem die Hadids gerade anderweitig beschäftigt waren und wir nicht ganz so gut befreundet sind, dass sie für mich mal wieder nach Österreich gekommen wären, sucht man eben im Umkreis. Mundpropaganda funktioniert am Dorf auch heute noch am besten.
So habe auch ich einen Planer gefunden, den ich mit meinen top 3D Rundgängen durch mein zukünftiges Heim und die perfekt platzierten Blumen am Tisch unheimlich beeindruckt habe. Oder wie nennt man das, wenn jemand höflich lächelt?!
Ich hatte den Plan verinnerlicht, ich war ja schon stundenlang virtuell drin rumgelaufen (die derzeit einzig sinnvolle Anwendung von Virtual Reality wenn Sie mich fragen) und wusste: SO will ich wohnen und nicht anders. Erste Rückfragen, ob ich denn nicht einen Schrankraum haben wollte oder gar einen weiteren Raum habe ich dankend abgelehnt. Ich hatte mich entschieden: es kommt kein Schrankraum in mein Zuhause! Immerhin handelt es sich dabei um sinnlosen, verschwendeten Raum, den man auch noch putzen und heizen muss. Küche und Esszimmer müssen in einem Raum sein, sollte ich mir jemals einbilden, doch noch kochen zu müssen, möchte ich wenigstens meine Gäste sehen - und wenn es für sie der letzte Anblick sein sollte, dann eben mich am Herd.
Ein Laundry Room nach amerikanischen Vorbild - das muss auch sein. Unbedingt. Keine Diskussion. Überhaupt liebe ich englische Bezeichnungen. Klingt doch viel vornehmer, der Master Bedroom. Elternschlafzimmer. Naja.
Dann lassen wir den Mann mal machen und nur wenig später hatte ich den ersten Grundrissentwurf in der Hand. Mit Schrankraum. Ohne Laundry Room, dafür mit einem profanen Lager. Top. Ich hab mich gefreut. Wer hat den Schrankraum bestellt?!
Gut, der Rest war jetzt nicht ganz so falsch, auch im Hinblick auf wie das Ganze dann an das alte Haus rangestoppelt ausgesehen hat. Passt schon so. Dann eben mit Schrankraum. Fast 135m2 an das alte, auch über zwei Etagen plus vollständiger Unterkellerung. Klang am Anfang besser als gedacht, haben Sie eine Ahnung, wie viel der Spass gekostet hätte? Da hätte es auch nichts mehr genutzt, den Schrankraum nachträglich doch noch zu streichen. Ein derartiger Neubau plus Renovierung Altbestand - ganz zu schweigen davon, dass das Monstrum auch jemand putzen und heizen muss.
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Hübsch... hätte auch funktioniert... |
Jetzt hatte ich mich schon so gefreut auf mein perfektes 3D Zuhause und auf einmal hieß es: wir brauchen eine Alternative. Auf die Schnelle ließ sich kein Prinz auftreiben, der mich dann in sein Schloss entführt hätte und mich von der Pflicht, mir selber was aufzubauen, entbunden hätte. Womoglich hätte der Typ dann aber auch einen Schrankraum gehabt. Mehrere sogar. Auch wenn ich die vermutlich nicht hätte putzen müssen. Aber das führt nun zu weit, sollte ein Prinz das jetzt lesen: es ist zu spät, ich ziehe nicht mehr um!
Ich hatte keinen Plan B. Zumindest noch nicht. Nur die Idee, vl doch den Dachboden auszubauen...
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Der "gewünschte" Schrankraum, da ist er! |
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